Sören Filipczak, Geschäftsführer BEPRO und Vorstand der Peter Schorr Stiftung, im Interview
BEPRO im Stahlmarkt 9/2021 (www.stahleisen.de)
»Die Marktdynamiken sind nicht stahlhart, sondern sehr feinfühlig«
Gelsenkirchen. 2016 ist nach dem Tod des damaligen Alleingesellschafters des Stahlhändlers BEPRO, Peter Schorr, die gemeinnützig tätige Peter Schorr Stiftung gegründet worden, die heute Hauptgesellschafterin des Unternehmens ist. Im Exklusivinterview mit dem »stahlmarkt« sprach Sören Filipczak, Geschäftsführer BEPRO und Vorstand der Peter Schorr Stiftung, über den Gedanken hinter der Stiftung und ihre aktuellen Projekte. Ebenso gab der Unternehmenslenker Einblicke in die jüngsten Entwicklungen im Hause BEPRO.
»Es geht uns in der Stiftung in erster Linie darum, unsere Gesellschaft an den Stellen aufzufangen, wo die Familie und das eigene Umfeld die Vermittlung von Werten und Normen nicht oder nur teilweise leisten können.«
Herr Filipczak, welchen Tätigkeiten geht die Peter Schorr Stiftung nach?
Sören Filipczak: Unsere Stiftung ist sowohl mildtätig als auch gemeinnützig tätig, unterstützt die Jugendarbeit, Bildung sowie den Sport und Opfer von Gewaltverbrechen. Im Rahmen der Mildtätigkeit werden zudem unter anderem Kinderhospize unterstützt.
Beschreiben Sie die Projekte bitte einmal kurz.
Filipczak: Unsere Projekte sind vielseitig und zum größten Teil bei uns im Ruhrgebiet angesiedelt. Wir kümmern uns beispielsweise um Kinderbetreuungen und unterstützen Schulen und Sportvereine in der Nachbarschaft. Aber auch beispielsweise die Schwangerschaftskonfliktberatung oder naturverbundene Projekte gehören zum Tätigkeitsumfeld unserer Stiftung.
»Wir können ganz sicher nicht alles verändern. Aber wir können in der täglichen Arbeit der Stiftung durch das Geschaffene eine Verbesserung und möglicherweise Linderung herbeiführen, die ohne diese Unterstützung nicht möglich gewesen wäre.«
Was ist die Intention der Stiftung?
Filipczak: Ob wir es Intention oder vielleicht auch Vision nennen möchten, macht keinen Unterschied. Es geht uns in der Stiftung in erster Linie darum, unsere Gesellschaft an den Stellen aufzufangen, wo die Familie und das eigene Umfeld die Vermittlung von Werten und Normen nicht oder nur teilweise leisten können.
Unsere Unterstützung beginnt bereits mit der Betreuung nach dem Kindergarten. Im weiteren Bildungsverlauf führen wir unsere materielle Unterstützung über die Fördervereine der Schulen bis ins Berufsleben fort. Beispiele dafür sind Auslandsstipendien oder Hochschulstipendien. Schlussendlich wollen wir gezielt dazu beitragen, das gesamtgesellschaftliche und soziale Umfeld zu verbessern. Ein weiteres, aktuelles Beispiel für unsere Arbeit: Infolge der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal haben wir die Gemeinde Hönningen unterstützt. Mit unserer Spende wollten wir den Organisationen vor Ort schnell und unkompliziert helfen.
Wir können ganz sicher nicht alles verändern. Aber wir können in der täglichen Arbeit der Stiftung durch das Geschaffene eine Verbesserung und möglicherweise Linderung herbeiführen, die ohne diese Unterstützung nicht möglich gewesen wäre. Dies ist wohl die Definition unserer Intentionen.
Wie lassen sich ein internationaler Stahlhandel und die Wohltätigkeit einer Stiftung unter einen Hut bringen?
Filipczak: Ganz einfach – es sind zwei verschiedenartige Betrachtungen. Unsere BEPRO ist nicht nur Arbeitgeber und somit verantwortlich für 50 Mitarbeiter und Familien, sondern natürlich ein Wirtschaftsbetrieb, der nach den Grundsätzen von Profitabilität und Nachhaltigkeit geführt wird. Dies bedeutet aber auch, dass wir nachhaltig nicht nur mit unseren Mitarbeitern, sondern im Besonderen auch mit unseren Kunden, Lieferanten und allen zuarbeitenden Geschäftspartnern planen. Durch die Wirtschaftskraft der BEPRO werden die Fördergelder unserer Stiftung überhaupt erst ermöglicht und können in die diversen Projekte eingebracht werden.
Sowohl als Vorstand der Peter Schorr Stiftung als auch als Geschäftsführer der BEPRO achte ich darauf, dass wir erfolgreich wirtschaften. Aber ich freue mich auch darüber, dass der Ertrag nicht in Aktionärskreisen oder Gesellschaftertaschen verschwindet, sondern tatsächlich wieder mit redlichem Vorsatz und gutem Willen unseren Mitmenschen zugute kommt.
»Durch die Wirtschaftskraft der Bepro werden die Fördergelder unserer Stiftung überhaupt erst ermöglicht und können in die diversen Projekte eingebracht werden.«
Wie erging es BEPRO in der Pandemie, was sind die gegenwärtigen Aussichten und Pläne?
Filipczak: Wir haben seit März 2020 mit allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Kraftakt vornehmen müssen, gemeinsam solidarisch zusammengehalten und – selbst wenn auf Abstand – auch zusammengestanden. Die Schutzmaßnahmen sind innerhalb kürzester Zeit in unseren Betrieben umgesetzt worden, und sehr flexible Arbeitszeiten und auch der Einsatz von Heimarbeit haben den Müttern und Vätern viele Sorgen abgenommen. Das Ganze war für mich tatsächlich neu und beruhte auf Vertrauen in unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dieses mit einem enormen Arbeitseinsatz auch gerechtfertigt haben. Natürlich habe ich persönlich meine Kolleginnen und Kollegen auch gerne bei mir im Betrieb. Dennoch ist es nicht zu qualitativen Verschlechterungen gekommen, ganz im Gegenteil: Wir haben einen Digitalisierungsschub hinter uns und sind bereits schon jetzt deutlich papierloser.
»Bei aller Volatilität in den Märkten ist es unsere Aufgabe, die Versorgung unserer Kunden zwischen Produktion und Tagesbedarf sicherzustellen.«
Die Entwicklung im Geschäftsjahr 2020 hat besonders im vierten Quartal deutlichen Schwung bekommen und sich 2021 fortgesetzt. Aufgrund ausreichender Bestände und gut funktionierender strategischer Partnerschaften mit unseren Kunden und Stahlwerken haben sich keine Engpässe ergeben. Das gilt sowohl hinsichtlich der Beschaffung für unser Lager als auch für die Versorgung unserer Kunden. Starke Preisanstiege haben auch immer das Potenzial, sich wieder abzuschwächen. Ein Absinken auf das Niveau des vergangenen Jahres zum Beispiel ist aufgrund einer starken Rohstoffnachfrage, der verfügbaren Kapazitäten, der europäischen Schutzzölle und auch der ökologischen Aspekte der Thematik »grüner Stahl« aber unwahrscheinlich.
Bei aller Volatilität in den Märkten ist es unsere Aufgabe, die Versorgung unserer Kunden zwischen Produktion und Tagesbedarf sicherzustellen. Dies ist eigentlich sogar unabhängig vom Preis. Es beschäftigt mich aber dennoch, dass verschiedene Projekte hinsichtlich der Realisierung bereits verschoben sind oder Umsetzungen nicht mehr mit Stahl, sondern auch mit alternativen Gütern wie zum Beispiel Beton neu gerechnet werden. Die Dynamiken am Markt sind eben nicht stahlhart, sondern sehr feinfühlig reagierend. Hier gilt es, für alle Marktteilnehmer – von der Produktion über den lagerhaltenden Handel bis hin zum Verbraucher – ein ausgewogenes Verhältnis zu finden, in welchem alle Beteiligten die notwendige Wertschöpfung erreichen können.
Vielen Dank für das Interview.
Hintergrund – BEPRO
Die BEPRO GmbH & Co.KG ist ein führender Qualitätsstahlhändler im Zentrum Europas. Das Unternehmen ist 1969 gegründet worden – da mals nur mit einem Telefon auf der Kommode im Flur – und hat sich über die Tätigkeiten in Mülheim und Essen dann ab 1996 in Gelsenkirchen beheimatet. In diversen Entwicklungsstufen sind logistische Kapazitäten erweitert worden, die heute eine Lagerung auf circa 35.000 Quadratmetern ermöglichen.
Fotos: BEPRO