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Besondere Zukunft

Apr 2016

BEPRO-Geschäftsführer Sören Filipczak im aktuellen Stahlreport-Interview

BEPRO

Der Name ist Programm: Firmenschild der Bepro.

Die Nachricht stand im März-Stahlreport: Peter Schorr, Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsführung der BEPRO GmbH & Co. KG in Gelsenkirchen, war Ende Januar im Alter von 73 Jahren plötzlich verstorben. Dies hat BDS-Vorstand Oliver Ellermann als traurigen Anlass genommen, für diesen neuen Stahlreport mit Sören Filipczak, Geschäftsführer dieses Mitgliedsunternehmens im Bundesverband Deutscher Stahlhandel (BDS), über die besondere Zukunft des Qualitätsstahlhändlers zu sprechen.

Stahlreport: Seit unserem letzten Treffen im Sommer 2015 anlässlich der Einweihung der erweiterten Betriebsteile und dem letzten Interview im Dezember 2014 ist ja viel bei Bepro passiert, leider auch Tragisches.
Sören Filipczak: Absolut, der plötzliche Tod von Peter Schorr hat uns in einem schwierigen Marktumfeld einiges abverlangt. Auf der einen Seite Fassungslosigkeit und Traurigkeit, auf der anderen Seite das weitere Umsetzen der geschäftlichen Ziele der Bepro.

Stahlreport: Zuletzt haben wir alle Herrn Schorr ja auf dem Stahlhandelstag im November 2015 in Bremen getroffen.
Sören Filipczak: Der Stahlhandelstag in Bremen war für Peter Schorr die letzte Veranstaltung, auf der er sich mit Partnern und Marktteilnehmern gemeinsam austauschen konnte. Er hat es wie kein anderer genossen, mit wissenden und interessierten Kollegen der Branche gemeinsame Einschätzungen vorzunehmen, wie sich die Branche in den nächsten Jahren entwickeln wird. Auch hat er in der Vergangenheit oft bewiesen, dass seine Annahmen und Gedanken in einer späteren Zeit dann tatsächlich Realität wurden. Aus sehr vielen intensiven Gesprächen mit ihm habe auch ich selbst Meinungen dazu entwickelt, und wir werden in einigen Jahren weitere Veränderungen erleben. Schlussendlich ist das Wort Veränderung für unsere Branche aber auch nichts Neues, und wenn ich mir die letzten Jahre im Schnelldurchlauf ansehe, hat sich auch bereits schon heute einiges den neuen Strukturen angepasst.

Im Stahlreport-Gespräch: Oliver Ellermann (l.) und Sören Filipczak.

Im Stahlreport-Gespräch: Oliver Ellermann (l.) und Sören Filipczak.

Stahlreport: Es gab die Aussage, dass es mit den neuen Gesellschaftern unverändert weitergehen wird. Können Sie hierzu genauere Angaben machen?
Sören Filipczak: Die Familiengesellschafter werden in die Inhaberstruktur der Bepro übergehen und die Fortführung des Unternehmens in der Weise vornehmen, dass es zum Einen im Sinne von Peter Schorr weitergeht, aber zum Anderen in der operativen Umsetzung bei dem heute bekannten Team der Bepro bleibt. Auch ich selbst habe mich langfristig mit dem Unternehmen verbunden. In unserer bestehenden Struktur gibt es operative Aufgaben, die bereits schon heute an das Management in der zweiten Reihe übertragen worden sind, und verbunden mit unseren Entscheidungsträgern ist das Unternehmen gut aufgestellt.

Stahlreport: Sie befinden sich jetzt operativ im zweiten Jahr seit der Kapazitätsausdehnung an Ihrem Standort in Gelsenkirchen. Wie hat er sich entwickelt?
Sören Filipczak: Der neue Standort hat sich gut entwickelt, und die anfangs leeren Hallen sind fast komplett mit Walzstahl gefüllt. Es ist erstaunlich, wie etwas zu Beginn sehr groß wirkt und sich dann im operativen Geschäft gelegentlich auch als zu klein erweist. Durch unsere erweiterte Produktpalette haben wir bessere Möglichkeiten bekommen, unsere Kunden zu bedienen. Gerade der lagerhaltende Stahlhandel ist hier einer der bedeutendsten Abnehmer unseres Hauses und schätzt die schnelle und unkomplizierte Abwicklung der erteilten Aufträge. Hierbei darf auch nicht außer Acht gelassen werden, dass unser alter Standort am Ahlmannshof weiterhin aktiv mit eingebunden ist. Die räumliche Nähe zwischen den beiden Standorten erleichtert uns die Logistik erheblich, und das hier eingesparte Potential ist gerade im heutigen Marktumfeld richtungsweisend. Logistik verursacht hohe Kosten, die dem wirtschaftlichen Marktumfeld angepasst sein müssen ohne hierbei Kundenservice und Flexibilität zu vernachlässigen. Gerade hier sind die Reaktionszeiten in unseren Standorten sehr gut.

Sören Filipczak, Geschäftsführer der Bepro GmbH & Co. KG in Gelsenkirchen.

Sören Filipczak, Geschäftsführer der Bepro GmbH & Co. KG in Gelsenkirchen.

Stahlreport: Wie sehen Sie grundsätzlich die Rolle eines Distributeurs im aktuellen Spannungsfeld Hersteller – Händler – Stahlverarbeiter?
Sören Filipczak: Bepro hat sich immer dazu bekannt, dass wir in den Strukturen mit den Handelshäusern in Europa zusammenaarbeiten. Hier werden die meisten Absätze realisiert, und die Verbindungen bestehen oft seit Jahrzehnten. Wir sehen unseren Anspruch in der Verfügbarkeit unserer Produkte von unseren Lagerstandorten, aber auch in der Flexibilität aus Werkswalzungen oder Vorräten größere Bedarfe zu marktgerechten Preisen unseren Kunden zu liefern. Die Funktion des lagerhaltenden Stahlhandels ist dann gegeben, wenn ein gegenseitiger Nutzen sich für den Kunden und das liefernde Unternehmen ergibt. Dieses prägt übrigens jedes Geschäft, der Dialog mit unseren Kunden begründet unseren Anspruch an uns selbst.

Stahlreport: Bepro ist mit einem erheblichen Umsatzanteil in Europa aktiv. Wie schätzen Sie das europäische Umfeld ein?
Sören Filipczak: Mehr als zwei Drittel unserer Absatzmenge verlässt den deutschsprachigen Raum, mit weiter steigender Tendenz. Dies ist sicherlich auch ein Grund, warum wir nicht im direkten Wettbewerb mit unseren Handelspartnern stehen. Nachdem vor circa acht Jahren viele Volkswirtschaften einen herben Rückschlag erlitten haben, ist gerade in Südeuropa wieder deutlich spürbar, dass sich Steigerungen ergeben. Auch in den skandinavischen Ländern sind deutlich positive Steigerungsraten erzielt worden. Die eigenen Büros von Bepro in Frankreich und Polen haben es auch in einem jeweilig individuell schwierigen Marktumfeld in diesen beiden Ländern geschafft, dass die Vermarktung unserer Produkte wirtschaftlich tragbar vorgenommen werden konnte. Zusammenfassend sehe ich ein durchaus stabiles Marktumfeld, welches jedoch aufgrund der Wettbewerbssituation oft keine auskömmlichen Margen erzielen lässt.

Stahlreport: Derzeit ist es groß in Mode, sich über chinesische Importe aufzuregen. Können Sie das nachvollziehen?
Sören Filipczak: In jedem Fall kann ich nachvollziehen, dass die Vermarktung von Produkten unter den Herstellungskosten für jeden Produzenten unwirtschaftlich ist. In unserer Branche Stahlhandel ist es jedoch leider keine Seltenheit, dass Produkte unter einer Wiederbeschaffung veräußert werden. Der Handel importiert und stellt hierdurch das eigene Marktumfeld auch vor die Aufgabe, diese Produkte zu vermarkten. Mittlerweile sind aber auch die europäischen Produzenten in der Lage, Entwicklungen zu begleiten und dieses gerade vor dem Hintergrund von sehr kurzen Lieferzeiten und gesicherter Qualität. Die Partner von Bepro sind fast immer Werke in der EU, und wir arbeiten mit diesen langjährigen Partnerschaften auch erfolgreich. Ich denke somit, dass China eine Nachricht wert ist, aber Sanktionen nicht die Lösung unserer europäischen Stahldistribution sein werden. Es werden andere kommen, die dann nicht China sind. Die Welt ist groß. Es ist daher weiterhin erforderlich, dass sich jedes Unternehmen individuell auf seine undenbedürfnisse einstellt, die Kosten dem Marktumfeld anpasst und mit einer gut ausgebildeten und motivierten Mannschaft seiner Arbeit nachgeht. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass gut aufgestellte Teams sehr effektiv arbeiten können, und durch einen konstruktiven und kritischen Dialog wird man gemeinsam im eigenen Unternehmen besser.

Stahlreport: Herr Filipczak, herzlichen Dank für das Gespräch – und: Glück auf!

Quelle: Stahlreport 4/2016